Kay Kaul

Vita

1957 geboren in Düsseldorf 1978-1984 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf 1983 Meisterschüler bei Prof. Klaus Rinke 1985-1989 Filmemacher und freier Kameramann für künstlerische Kurzfilme, Spielfilmproduktionen, aktuelle Berichterstattung 1990-1996 Entwicklung und Gestaltung von virtuellen Computerwelten; computerunterstützte Bilderzeugung und Erstellung der dazu notwendigen Software seit 1997 als freischaffender Künstler tätig

Ausstellungen

2018 "Found ă Mentalism II", Museum St. James Cavalier, La Valetta, Malta "Die große Kunstausstellung NRW", museum kunst palast, Düsseldorf "Experminentelle 20", Kulturzentrum Sternen, Thayngen, Schweiz 2017 "re_form", Ostrale, Dresden "Orbital Explorer", Volkstheater Rostock, Rostock 2016 "Orbital Explorer", Kulturforum Alte Post, Städtische Galerie, Neuss "Experminentelle 19", Maison de la Région, Strasbourg, Frankreich 2015 "Chronochrome die Farben der Zeit", Graf von Westphalen, Düsseldorf (E) 2014 "67. Jahresausstellung", Kulturforum Alte Post, Städtische Galerie, Neuss "Mission O14", Ostrale, Dresden "Experminetelle 18", Galerie Titus Koch, Schloss Randegg 2013 "Fotografie", Kunstsalon Flingern, Düsseldorf "Beuysland ist abgebrannt", Kunstverein Speyer, Kulturhof Flachsgasse, Speyer "Die Grosse Kunstausstellung Nrw Düsseldorf 2013", Museum Kunstpalast, Düsseldorf 2012 "65. Jahresausstellung", Kulturforum Alte Post, Städtische Galerie, Neuss "Weltuntergang" - Jahresausstellung, Künstlerverein Malkasten, Düsseldorf "Butterflöckchen", Galerie Peter Tedden, Düsseldorf "Duesseldorf Photo Weekend", Galerie Voss, Düsseldorf 2011 "Die große Kunstausstellung NRW", museum kunst palast, Düsseldorf 2010 "63.Jahresausstellung", Städtische Galerie, Neuss "Ostrale O10", Dresden 2009 "62.Jahresausstellung", Städtische Galerie, Neuss 2008 "Unter freiem Himmel", Botschaft am Worringer Platz, Düsseldorf 2007 "Wasserfarben", Galerie Voss, Düsseldorf "Wasser auf dem Mars", Malkasten, Düsseldorf 2006 „ChronoChrome: Die Farben der Zeit“, Arte Giani, Frankfurt 2005 „Zero-Gravity-Zone“, museum kunst palast, Düsseldorf „Auftakt“, Galerie Voss, Düsseldorf (G) "Artscapes", Kunstverein Lingen 2004 „Erträumte Räume“, Arte Giani, Frankfurt „Collectorscapes“, Galerie Voss, Düsseldorf „runningMARS“, PAN Kunstforum Niederrhein, Emmerich a.R. „Leonids Freiheit“, Kunstort Bunkerkirche, Düsseldorf 2003 „Studioscapes“, Galerie Voss, Düsseldorf 2002 „because I have got eyes in back of my head“, Schirmer Hof, Düsseldorf 2001 „Botschaft“, Düsseldorf „Galleryscapes“, Galerie Voss, Düsseldorf 1998 Kunstmuseum, Düsseldorf 1997 „Saldo“ Kunstpalast, Düsseldorf seit 2001 Teilnahme an internationalen Kunstmessen: Art Brussels, Brüssel (B) Art Frankfurt, Frankfurt a. M. Art Cologne, Köln photo Miami (USA)

Kataloge

Aktuelle Ausstellungen

Literatur

Licht und Zeit in Fotografien von Kay Kaul Von Thomas W. Kuhn Wie kein zweites natürliches Medium eignet sich Wasser dazu ein elementares Phänomen wie Licht in besonderer Weise sichtbar zu machen. Und wie kein zweites künstlerisches Medium ist die Fotografie geeignet, Licht zu fixieren, ob auf traditionelle chemische Weise oder elektronisch durch die Speicherung digitalisierter Daten. Zugleich überwindet die Fotografie in der beschleunigten Form des Films die Trägheit des Auges und vermittelt seit über 100 Jahren Bewegung und somit Zeit. Die Zeit nicht im Film, also in einer kontinuierlichen Abfolge von Bildern zu veranschaulichen, sondern in einem einzigen Bild, war eines der tollkühnen Experimente der Klassischen Moderne und ist seitdem verbunden mit der Kunst des Futurismus. Ihre in vielerlei Hinsicht radikalen Vertreter wie Umberto Boccioni oder Giacomo Balla verdichteten rasche Bewegungsfolgen in einem Bild, als hätten sie fotografische Studien von Eadweard Muybridge übereinander geschichtet. Zuvor hatten bereits die Impressionisten dem Licht ihr ganzes Augenmerk zugewandt und die unterschiedlichsten Wege erprobt, dieses flüchtige Phänomen zu fixieren. Es war kein Zufall, dass ihre erste gemeinsame Ausstellung 1874 bei Gaspard-Félix Tournachon, besser bekannt als Nadar, einem der großen Pioniere der Fotografie, stattfand. Licht und Zeit sind auch Gegenstand der aktuellen fotografischen Arbeiten von Kay Kaul, der sich seit Beginn seiner künstlerischen Arbeit experimentell mit den Möglichkeiten des Lichtbildes beschäftigt. Und seit diesen Anfängen erweisen sich seine visuellen Experimente nicht nur als präzise durchgeführte Studien, sondern auch als künstlerisch durchkomponierte Werke. Die nahezu klassische Struktur seiner Kompositionen lässt so beinahe das Sensationelle vergessen, das seine Bilder vor Augen führen, denn Kay Kaul verzichtet auf die mitunter extremen kompositorischen Effekte der Impressionisten und Futuristen. In ersten fotografischen Projekten der späten 1970er Jahre lotete Kay Kaul, damals noch mit analoger Kameraausrüstung, die Möglichkeiten der Darstellung von plastischen Körpern und räumlichen Dispositionen aus. Hier nutzte er das 1838 von Charles Wheatstone entwickelte Verfahren der Stereoskopie, das bereits 1849 von David Brewster auf die Fotografie übertragen wurde. Außerdem entstand eine Reihe von Filmen und unter diesen kann "metal love" von 1980 das Verständnis für den Umgang Kay Kauls mit technischen Geräten konkretisieren, die in seiner künstlerischen Arbeit eine konstitutive Rolle spielen. "Metal love" interpretiert in sechs Minuten durch Schnitt und Bildfolge einen maschinellen Produktionsprozess als Liebesspiel. Darin verbindet sich der spielerische und subtil-ironische Umgang mit der Technik mit einer Faszination für die Möglichkeiten des Ausdrucks der an Fernand Légers Film "Ballet Mécanique" von 1924 und Fritz Langs "Metropolis" von 1927 erinnert. Kay Kaul hat sich in der Folge während der 1980er und 1990er Jahre konsequent mit den Möglichkeiten digitaler Gestaltungsmittel der Computertechnologie auseinandergesetzt und die analoge schließlich durch hoch auflösende digitale Kamera ersetzt. Ein Resultat dieser Arbeit sind unter anderem die thematisch in drei Gruppen gegliederten Interieurs, die den Charakter von Raumlandschaften haben und inhaltlich den Weg des Kunstwerks von der Produktion über die Distribution hin zum Abnehmer beschreiben. Es handelt sich hier um Künstlerateliers, die "Studioscapes", zudem um Kunstgalerien, die "Galleryscapes" und schließlich Räume von Kunstsammlern, die "Collectorscapes". Außer dem alles andere als voyeuristischen Einblick in diese Lebens- und Arbeitswelten, die 2004 im Katalogtext von Blazenka Perica sensibel beschrieben und kunsthistorisch eingeordnet wurden, offenbaren sie technisch höchste Präzision sowohl in der Aufnahme von insgesamt zwölf Raumsegmenten mit Winkeln von jeweils 30 Grad, als auch in der Verbindung der einzelnen Bilder am Computer zu bruchlosen Panoramen. Diese technische Präzision ist auch die unabdingbare Voraussetzung für die aktuellen Aufnahmen, die als Motiv der Gattung des Landschaftsbildes zuzuordnen sind. Technisch gesehen sind die Bilder aus jeweils sechs zeitlich sehr kurz hintereinander liegenden Aufnahmen komponiert. Jede dieser Aufnahmen wurde am Computer gefiltert, zum einen in den drei Grundfarben des additiven Farbspektrums, das bei Farbfernsehbildschirmen üblich ist, Rot, Grün und Blau, zum anderen im subtraktiven Farbspektrum, das beim Farbdruck zum Einsatz kommt, also Yellow (Gelb), Magenta (Purpur) und Cyan (Blaugrün). Folglich ist jeder einzelne der kurz hintereinander liegenden Momente mit einem anderen Farbwert versehen. In der anschließenden Montage werden die sechs gefilterten Bilder exakt übereinander justiert. Alle während der Aufnahmesequenz unbewegten Stellen erhalten durch die Überlagerung wieder ihre ursprünglichen Farbwerte, aber dort, wo die Bewegung des Wassers eine Veränderung mit sich brachte, entsteht ein Flirren und Schimmern, das auf Grund seiner farblichen Prismatik an die Farben des Regenbogens erinnert. In genau diesem prismatischen Farbspiel ist der zeitliche Verlauf der Aufnahme eingefangen, Licht und Zeit kommen im Medium des Wassers und schließlich im Medium der Fotografie zum Vorschein. Die verschiedenen Bilder, die in dieser Technik entstanden, belegen darüber hinaus die vielfältigen Erscheinungsformen, in denen Wasser in der Natur in Erscheinung tritt. Eine der ersten Aufnahmen zeigt die von einem leichten Wellengang bewegte Oberfläche des schwäbischen Flusses Rems. Mit abnehmender Intensität breiten sich die Wellen vom rechten unteren Rand des Bildes in parallel verlaufenden Linien nach oben hin aus. Von unten reflektieren Strudel - durchströmt von Luftblasen - am besten das Licht, das bei den ruhigeren Wellen vor allem auf den der Kamera zugewandten Seiten der Wellentäler zurückgestrahlt wird. Mal zeigt sich die Bewegung anhand der gefilterten Farben entlang der Wellenkämme, ein anderes mal in Streifen auf den Wellenhängen. Eine an sich als einfach gedachte und erlebte natürliche Form, die Welle, erweist sich hier in ihrer inneren Struktur als ausgesprochen komplex. Die Variationsbreite reicht hin zu den sich überkreuzenden Schaumkämmen des Meeres bei Oostkapelle an der Nordsee, über den golden schimmernden von der Abendsonne beschienen Rhein bei Düsseldorf, dessen Oberfläche wie von einer tiefen Vibration erregt scheint, zur Lebendigkeit im Detail bei der Düssel, die im Neandertal den Charakter eines Gebirgsbachs hat, bis hin zur bedächtigen Stille eines Parkteiches im Düsseldorfer Volksgarten. Der Teich allein bedarf des Besuchers, der einen Stein hinein wirft, von dessen Tauchpunkt aus konzentrische Kreise ausgehen und sich langsam ausbreiten. Gemeinsam haben diese Aufnahmen die Fokussierung auf die Oberfläche der Gewässer unter Verzicht auf Uferdetails oder Bewuchs. Aber in jedem Bild zeigen sich Farbeffekte, die einen gänzlich eigenen Charakter des jeweiligen Gewässers veranschaulichen. Nicht immer zeigt sich die gesamte Oberfläche der Gewässer bewegt. Verschiedentlich ist das Wasser träge genug, um in der kurzen Zeit der Aufnahme unverändert zu bleiben und das Licht in vertrauter Weise zurückzuwerfen. In anderen Bildern treten Elemente der Umgebung hinzu, die ebenso unverändert bleiben und somit in ihren Farben der Alltagserfahrung entsprechen. Diese Ruhepole in den Aufnahmen sind mal Pflanzen am Rande und ein andermal Uferböschungen und Felsen. Dies gilt so auch für Aufnahmen der kleinen Düssel, mit ihren Wasserfällen und Bodenschwellen über die das Wasser strömt, wie für den großen Rheinfall bei Schaffhausen. Als Kuriosum fällt in beiden Fällen auf, dass gerade die dynamischsten Zonen in dieser besonderen Technik des Künstlers genau in der Farbigkeit erscheinen, wie sie unmittelbar mit dem menschlichen Auge sichtbar ist: weiß. Wo zuviel Bewegung ist, so will es das paradoxe Gesetz menschlicher Wahrnehmung, wird sie unsichtbar. Dieser Effekt ist vergleichbar mit dem Blick auf eine Radnabe mit Muster, das anfänglich im Zuge der Beschleunigung des Fahrzeugs ebenfalls sichtbar beschleunigt, bis schließlich die Trägheit des Auges dafür sorgt, dass nur noch eine diffuse Fläche sichtbar ist, die als still stehend erlebt wird. In diesen von großer Dynamik bestimmten Fotografien sind es meist nur schmale Zonen, die in den unterschiedlich bunten Farben als Orte bewegten Wassers sichtbar werden. Bei einem Bild mit frontalem Blick auf die Stufen des Rheinfalls ist es nur mehr ein zart-bunter Nebel über dem schäumenden und tosenden Wasser, ein prismatisches Licht, das so auch sichtbar sein könnte, wenn das Licht günstig fällt und sich mit Bezug zum Betrachterstandpunkt bricht. Diese Bilder mit landschaftlichen Details verfügen, wie angedeutet, über eine geradezu klassische bildnerische Komposition, die nicht nur die Tradition der europäischen Landschaftsmalerei in Erinnerung ruft, sondern auch diejenige asiatischer Provenienz, die spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch den europäischen Blick aufs Neue sensibilisiert hat. Zudem erweisen sich die Motive, zumindest doch in Teilen, als Orte und Sujets der Kunst. So erholten sich am Geroldsauer Wasserfall in Baden-Baden Gustave Courbet und Johannes Brahms, der Rhein glänzt wie Nibelungengold und das Neandertal wurde vor seiner teilweisen Zerstörung im Zuge des Kalksteinabbaus im 19. Jahrhundert von Heerscharen Düsseldorfer Maler heimgesucht, um sich hier wie im Hochgebirge fühlen und ohne lange Reise in die Alpen an charakteristischen Landschaftsstudien arbeiten zu können. Ein verhältnismäßig kleiner Landschaftsausschnitt bringt die Möglichkeiten der technisch ungewöhnlichen Fotografie Kay Kauls auf den Punkt. Dieser Ausschnitt zeigt eine kleine Stromschwelle im Flussbett der Endert, einem weit gehend naturbelassenen Fluss in der Vulkaneifel. Der Blick der Kamera fällt von oben auf das Gewässer, das rechts an einem Fels vorbeiströmt. Am unteren Bildrand ragt ein Zweig von oben in das Wasser auf dessen Oberfläche kleinste Strömungswellen keilförmig ausstrahlen. Das Wasser erscheint wie von einem dichten mehrfarbigen Liniennetz überzogen, reflektiert zum Teil das Licht und lässt an anderen Stellen den Untergrund hindurchschimmern. An der Schwelle zum tiefer gelegenen Teil der Endert beschleunigt sich der Lauf, bis hin zum weißen Strudel, von dem wiederum grün schimmernd ein feiner Wassernebel aufstiebt. Der spannungsreiche Kontrast von fester und flüssiger Materie, ruhender und bewegter Kraft, trägt in einem den zeitlichen Charakter des kurzen Moments oder besser gesagt, einer raschen Folge von Momenten und dem eines überzeitlichen Ortes als Raum der Kontemplation. In diesem Sinne erweisen sich die Bilder nicht etwa als hybride Verbindungen inkongruenter Aspekte des physischen und physikalischen Seins, sondern als Einheit, die in sich verschiedene Aspekte trägt und die Kay Kaul mit einer geradezu wissenschaftlich Präzision ästhetisch sichtbar macht.

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