Daniel Heil

Vita

1988 geboren in Düsseldorf 2010 - 2015 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Katharina Grosse

Ausstellungen

2020 Art Karlsruhe, Galerie Voss, Düsseldorf What isn´t nature, Kronen 29, Düsseldorf 2019 Kurze Wege, Rooooom, Düsseldorf Luxembourg Art Week, Galerie Voss, Luxembourg 2018 Selbstgespräche, Galerie Voss, Düsseldorf 2017 Panoptical Blend #1, Hollerei Galerie, Wien 017 Ostrale, Biennale für zeitgenössische Kunst, Dresden 2016 Crossing Borders, Galerie Voss, Düsseldorf Art Cologne, Galerie Bruce Haines London, Köln 2015 Gruppenausstellung, Kartell Kollektiv, Düsseldorf 2014 Düsseldorf in Weimar, Kunsthaus, Weimar 2013 Auktion Ernest & Young, K20, Düsseldorf 2013 U arr wet loco, Villa Zanders, Düsseldorf Malerie und Fotografie, A100, Düssseldorf Auktion Ernest&Young, K20, Düsseldorf Nacht der Museen, HPZ Stiftung, Düsseldorf Roots and Culture, Gleis 7, Düsseldorf

Kataloge

Aktuelle Ausstellungen

Literatur

Bewegung im Raum von Thomas Wolfgang Kuhn Als Kunstform wird dieser physische Prozess vor allem mit Tanz und gegebenenfalls mit Sport und Akrobatik in Verbindung gebracht. Über 70 Jahre nach dem Action Painting eines Jackson Pollock ist die Malerei als Zeugnis dieser performativen Art der Kunstschöpfung fast ein wenig in Vergessenheit geraten. Dabei spielt Bewegung augenscheinlich eine erhebliche Rolle bei den Bildwerken von Daniel Heil. Wo inzwischen farblich reduzierte und konzentrierte Lineamente den Raum in der Fläche seiner Gemälde bestimmen, fanden sich noch 2015 flirrende Konfigurationen ineinanderfließender Pinselstriche, die aus der Beobachtung der bewegten Oberfläche von Wasser entsprangen. Hier die Bewegung des den Pinsel führenden Arms, dort die sich im stetigen Fluss befindliche Beobachtung – ein Ineinandergreifen von Dynamiken, deren Ergebnis sich den Betrachtenden ebenso konkret wie zeichenhaft darstellt. In reduzierter Form wird diese Malerei, an der Grenze zur Zeichnung liegend, zur Spur eines Agierens vor der Leinwand. Die Leinwand selbst erfasst in ihrem Format den für die Bewegung davor erreichbaren Raum in Höhe und Breite. Malerei als eine Art von Selbstporträt des malenden Körpers in Bewegung: Strecken und Beugen, ein Wiegen nach links und wieder nach rechts. Der Prozess der Bildschöpfung wird sichtbar, und die oftmals geschlossene oder in Schließung begriffene Formation – einem Torso nicht unähnlich – vermittelt eine Choreografie der Bewegung. Eine zweite Gruppe von Bildern gleicht einem federnden Band, das oben in der Bildmitte beginnt, vor- und zurückläuft, um nach unten hin schmaler werdend auszulaufen. Es ist eine jeweils einzigartige und einmalige Bewegung – der direkte Zugang der Farbe zum Bildträger, kein zweiter Versuch: sparsam, aber intensiv. In manchen der Bilder kommt es dann aber doch zur Überlagerung der Bewegung, eine zweite Linie, eine zweite oder dritte Schicht von Zeit und Pigmenten – ein Rekurs. Leinwand oder Papier, Eigenfarbe des Materials oder Grundierung, Farbe und Kohle bilden Schichten und Raum in der Fläche, erzielen manchmal fast vexierbildartig ein Schwanken zwischen Abstraktion und Figuration, wo die flächenhafte Linie, der breite Strich, zum schwebenden Raumkörper wird. Und so, wie der Nachvollzug der ersten Linie in der zweiten zu einer Art Echo gerät, so spinnt sich das Motiv der Wiederholung selbst von Bild zu Bild. Aber kein Bild ist gleich, keins ist identisch mit dem anderen, ähnlich einem Fluss, der von derselben Stelle eines Ufers betreten nie derselbe ist. Dies gilt auch für die Kunst als Ganzes, die mehr beinhaltet als die kontinuierliche Ausweitung ihrer Mittel und Möglichkeiten, sondern auch von einem immer wieder neuen Ausloten des individuellen Ausdrucks lebt. Die Möglichkeiten einer performativen Malerei haben sich nicht erschöpft in einer vergangenen Episode der Kunstgeschichte. Die Form vitalen Erlebens im malerischen Akt, von den Fauves über die Expressionisten bis hin zu Informel und Action Painting, ist weniger Technik mit spezifischer Optik als vielmehr konkretes, in der Zeit wirkendes, malerisch vergegenwärtigtes Dasein. Die äußerlich sichtbar zunehmende Abstraktion seit dem Impressionismus steht hierbei nicht im Widerspruch zur Natur und ihrer Darstellung. Die Natur bleibt präsent und steigert sich noch durch die malerische Vermittlung ihrer Wahrnehmung und Nachschöpfung, während sie sich von den raffinierten Techniken des in der Renaissance etablierten Illusionismus löste. Das Malen selbst wird im historischen Verlauf – jedenfalls für einen Teil der Malenden – zu einem Akt der Natur und Natürlichkeit. Hier findet sich die Idee einer ungekünstelten Kunst, wie sie in der englischen Romantik ihren Ausgang nahm und später, an verschiedenen Orten des künstlerischen Schaffens, der Suche nach dem Primitiven, dem Ursprünglichen Kraft gab. Dieses Ursprüngliche gewinnt bei Daniel Heil da an Überzeugungskraft, wo das Gegenwärtige seines bildnerischen Ausdrucks aus einer kontinuierlichen Beschäftigung mit dem Bildlichen seit frühen Lebensjahren organisch verbunden ist. Dieser ontogenetische Ansatz seines Ausdrucks, der sich formal im Kontext unserer Kultur als Kunst zu erkennen gibt, kennzeichnet ein Phänomen in der jüngeren Künstlergeneration, die eben nicht mit strategischer Cleverness den Steinbruch der Kunstgeschichte und avancierter philosophischer Diskurse ausnutzt, sondern in unserer Zeitgenossenschaft nach einer von Zynismus freien, gegenwärtigen und authentischen Ausdrucksweise fahndet. Wer die japanische Kalligrafie kennt, mag sich an die reduzierten Konstellationen der Tuschemalerei des Zen-Buddhismus erinnern. Mit ihr teilt die Malerei von Daniel Heil den meditativ wirkenden Charakter ihrer Schöpfung und Rezeption. Bereits in den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts entstand aus der Berührung westlicher Künstler mit der ostasiatischen Kalligrafie und Philosophie eine Malerei, die das vorherrschende geometrische Kalkül der Abstraktion erweiterte. Über das Informel bis zur Farbfeldmalerei reichte diese Befruchtung, die bis hinein in Konzeptkunst und Minimal Art wirkte. Auch wenn sich gerade die Minimal Art gegen eine spirituelle Ausdeutung verwehrte, so fällt es schwer, in ihrer radikalen Ruhe der Form keine doch wenigstens wahrnehmungspsychologisch erfahrbare geistige und sinnliche Konzentration zu konstatieren. In diesem Sinne benötigt auch die Malerei von Daniel Heil keine irgendwie geartete esoterische Überhöhung, um in ihrer äußerst konkreten Materialität auf eine Weise geistig zu wirken, wie dies schon Wassily Kandinsky – als einer der Ahnen der abstrakten Malerei – in seinen Schriften skizzierte. Überhaupt stiftet die malerische Substanz der Bilder Daniel Heils eine ganz eigene Sinnlichkeit. Der Übergang dichter Pigmentierung hin zu transluziden Passagen der Farbe, das Eindringen und Aufbrechen der Kohlepartikel erschaffen eine epidermale Struktur, die in der Beschränkung ihrer Mittel einen Reichtum schafft, welcher sich synästhetisch als haptisch erfahrbare Landschaft vermittelt. Dieser Eindruck intensiviert sich noch da, wo die Leinwand als textiler Träger im Ganzen erfahrbar bleibt. Das Glatte und Raue, das Feine und Grobe sind körperliche Eigenschaften dieses Gesamteindrucks, die sich im Bewusstsein und im Gefühl erschließen. Diese Konzentration ist jedoch kein starrer Purismus. Nicht nur dass zufällige Spuren der malerischen Arbeit in die Bildgestaltung Eingang finden und keineswegs negiert werden. Es ist auch der Einsatz von Farbe in den Aquarellen und das variationsreiche Experimentieren in kleinformatigen Zeichnungen, die das Werk von Daniel Heil als ein offenes kennzeichnen. Einzelne, neue, hochkomplexe Kompositionen scheinen im Widerspruch zu den einfachen, meditativ wirkenden Bildern zu stehen. Auf den ersten Blick knüpfen diese Gemälde tatsächlich an das flächenfüllende All-over der fragmentarisch erfassten Wasseroberflächen an. Aber stärker als dort wird hier die Erfahrung des performativen Prozesses spürbar, der in den reduziert-minimalistischen Bildern der Jahre 2016 bis 2017 ergründet wurde.

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