Christian Bazant-Hegemark / Calibrating Aesthetics 14.11.2014 - 17.01.2015
Zum zweiten Mal zeigt die Galerie Voss eine Einzelausstellung des österreichischen Malers Christian Bazant-Hegemark. Seit der letzten Schau im Mai 2013 entstanden Arbeiten, die neuerdings Gestisches mit den bereits bekannten Abbildungen maximaler Exaktheit verbinden. Die kontemplative, introspektive Ruhe der früheren Arbeiten bezogen ihre kompositorische Stärke oft aus der Nutzung von Zentralperspektive, die narrative Figuration in abstrakten Flächen erzeugte.
In den seither entstandenen Arbeiten erweitert der Künstler diesen Ansatz: die Malerei verlässt sich nicht mehr vorrangig auf die Stärke der Komposition, sondern öffnet sich einer Vielzahl visueller Formensprachen. Dadurch schwindet die frühere Polarität zwischen Figuration und Abstraktion - und die vermeintlichen Pole nähern sich.
Die nun ausgestellte Malerei wirkt dadurch auf eine Art „voller“, aber auch fordernder - sie manifestiert eine Vielzahl an Gedanken, sowie ständige Sprünge zwischen diesen; hieraus könnte ein stärkeres Vertrauen Bazant-Hegemarks in seinen malerischen Prozess herausgelesen werden. Die Arbeiten zeigen ihn als einen Künstler, der sein Medium demontiert und freilegt. Als Maler, der der vielschichtigen Frage nachgeht wie zeitgenössische Malerei funktionieren kann, wenn sie die Traditionen der Figuration reflektieren möchte.
Die neuen Arbeiten wirken zeitweise aufgrund der vielschichtig angeordneten visuellen Information wie Fraktale; das großformatige „Symphony“ (2013) etwa bietet je nach Betrachtungsdistanz unterschiedliche Rezeptionsmöglichkeiten, und wird dadurch zu einer Art Vexierbild.
Aufgrund dieses flüchtigen, ständig mutierenden Umgangs mit visuellen Formen wirken Bazant-Hegemarks jüngeren Arbeiten „inklusiver“, und die Narrativität des bisherigen Werks erweitert: mehr als dass Geschichten gezeigt werden, bieten die Arbeiten eine Vielzahl narrativer Fragmente, die als Formen ohne klare Deutungshierarchien auf Interpretation warten - als spekulative Bühnen potentieller Kontexte.
Der Ausstellungstitel, „Calibrating Aesthetics“, referenziert eine Arbeit von Petra Franklin (US), und bezieht sich auf die hier dargestellte Malereipraxis: auf das Bedürfnis danach, eine immerzu oszillierende, wechselnde ästhetische Formensprache zu verfestigen, untersuchen und umzustossen.